Aus- und Weiterbildung in der Imkerei

Wo stehen wir – wohin gehen wir?

Eine gute und praxisorientierte Aus- und Weiterbildung ist ein wesentlicher Faktor, um in der Imkerei auch in der Zukunft bestehen zu können
Eine gute und praxisorientierte Aus- und Weiterbildung ist ein wesentlicher Faktor, um in der Imkerei auch in der Zukunft bestehen zu können

Die Anforderungen an die Imker von heute steigen ständig – Belastungen durch die Varroa und die zunehmende durch die Umwelt führen zu immer größeren Anforderungen an die Imker ihre Imkerei nachhaltig mit Erfolg zu führen.

 

Wissen und Kompetenz sind neben der Erfahrung am Bienenstand entscheidend für das Gelingen einer erfolgreichen Bienenführung. Eine gute und praxisorientierte Aus- und Weiterbildung ist ein wesentlicher Faktor, um in der Imkerei auch in der Zukunft bestehen zu können.

Von jung bis alt

Die gezielte Förderung von Jungimkern und Neueisteigern ist ein Muss
Die gezielte Förderung von Jungimkern und Neueisteigern ist ein Muss

Um der Altersstruktur der Imker entgegenzuwirken ist die gezielte Förderung von Jungimkern und Neueinsteigern ein Muss, um auch in den nächsten Jahren eine entsprechende Anzahl an Imkern zu haben. Viele Imker sehen die Imkerei als Hobby und Ausgleich zu ihrem beruflichen Alltag – aber auch hier ist eine fundierte Aus- und Weiterbildung von Nöten, damit dieses Hobby erfolgreich betrieben werden kann.

Von jung bis alt, von Imkern mit 5 Völkern bis Berufsimker, für alle ist eine fundierte Aus- und Weiterbildung der Schlüssel zum Erfolg, für jeden an seine Betriebsweise angepasst, aber auf eine gute Wissensbasis aufbauend. Aus- und Weiterbildungen bieten eine fachliche Grundlage für die Umsetzung in und an der Arbeit bei den Bienen. Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen in der Imkerei richten sich Großteiles an die Zielgruppe der „Erwachsenen“.

Bildung muss fesseln, Freude bereiten...

Bienenhaltung - faszinierend, vielseitig und komplex!
Bienenhaltung - faszinierend, vielseitig und komplex!

Bildung muss fesseln, neugierig machen, Freude bereiten und eine tief gehende Befriedigung erzeugen. Nur dann „wirkt“ Bildung, nur dann kann sie auch orientieren und uns qualifizieren, für das Leben und den Arbeitsmarkt. Bildung kann uns aber auch unterhalten und zwar nachhaltiger als so manch andere Beschäftigung[1].

Welches Fachgebiet ist für diese Ansprüche besser geeignet als die Bienenhaltung – faszinierend, vielfältig und komplex!

„Bildungseinrichtungen der Erwachsenenbildung können Orte sein, wo diese Art des Lernens möglich ist, wo man eine Zeit verweilen kann und jene spezifischen Formen der sozialen Begegnung vorfindet, die neugierig machen und nachdenklich stimmen. Sie können aber auch Orte der Unterhaltung und des Wohlfühlens sein, Orte, an denen man auftanken kann – im körperlichen wie im geistigen Sinne.“[2]

Veränderungen fordern Austausch von Know-how

Probleme in der Praxis: Varroa, Umweltbedingungen, Klimawandel und neue Schädlinge
Probleme in der Praxis: Varroa, Umweltbedingungen, Klimawandel und neue Schädlinge

In vielen Imkerbetrieben werden die Bereiche der Bienenwirtschaft aufgrund langjährigerer Erfahrung an und mit den Bienen sehr gut abgedeckt. Die Veränderungen in der Bienenführung durch die Bedrohungen durch die Varroa, aber auch bedingt durch andere Umweltbedingungen, wie Klimawandel und neue Schädlinge führen zu teilweise nicht unerheblichen Problemstellungen für die Praxis. Der positive Zugang zu neuen Methoden und anderen Betriebsweisen ist oft nicht vorhanden. Der Austausch bzw. die Kommunikation zwischen praktischer Imkerei, Wissenschaft und Technik funktioniert des Öfteren nur eingeschränkt.

 

Notwendiges bereichsübergreifendes Denken und Handeln wird in unserem ganzen Leben immer stärker gefordert – Der Austausch von Know-how und Erfahrung aus anderen Bereichen der Naturwissenschaften, viel öfter auch technischen Disziplinen, muss vermehrt stattfinden.

Die Imker: Unterschiedliche Zielgruppen als wichtiges Potential

Eine erfolgreich und nachhaltig geführte Imkerei fordert hohe fachliche Kompetenz
Eine erfolgreich und nachhaltig geführte Imkerei fordert hohe fachliche Kompetenz

Die Zielgruppe der Aus-und Weiterbildungen, sowohl an den Imkerschulen als auch an den land- und forstwirtschaftlichen Lehrlings- und Fachausbildungsstätten sind Imker (zukünftige Imker) unterschiedlichen Alters, Motiven und Motivation, beruflichen Hintergründen und Bildungsniveau.

 

Hier bietet die Vielfalt der Berufsgruppen aus denen heute Jungimker kommen ein wichtiges Potential, das es optimal auszuschöpfen gilt.

 

Die Anforderungen, die an eine erfolgreiche und nachhaltig geführte Imkerei gestellt werden, erfordern eine hohe fachliche Kompetenz. Diese beschränkt sich aber nicht nur auf das erfolgreiche Arbeiten am Bienenvolk – d.h. mit den Bienen, sondern durchaus auch im Bereich Marketing, Vertrieb und nicht zuletzt auch im Bereich der Betriebswirtschaft und Rechtskunde. Darüber hinaus ist aber immer mehr auch Methodenkompetenz und Sozialkompetenz (Netzwerken) ein Erfolgsfaktor.

Moderner Zugang zur Wissensvermittlung

Praktiker/innen sind es nicht (mehr) gewohnt, über längere Zeit in einem klassischen Lehrbetrieb (Frontalunterricht) integriert zu sein – sie sind „lernentwöhnt“. Speziell bei dieser Zielgruppe ist die Berücksichtigung aller Erkenntnisse modernen Lernens wichtig, unter anderem auch weil das klassische Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht besteht. Überhaupt gilt der Grundsatz „nicht für die Prüfung sondern für das Leben lernen wir“.

 

Unter der Gruppe der Imker sind vielfach Personen mit sehr unterschiedlichem Bildungsniveau – die Erwartungen dieser Personengruppen sind daher sehr unterschiedlich. Dies betrifft sowohl die Bildungseinrichtung aber auch die Art der Wissensvermittlung.

 

Die Lern(Lehr)form, Lern(Lehr)-technik und auch das verstandene Lern(Lehr)ziel bestimmen letztlich auch den Erfolg. Es geht nicht nur um die reine Vermittlung von fachspezifischem Wissen, sondern vor allem um die Erarbeitung der Fähigkeit, das Wissen in die täglichen Anwendungen zu transferieren.

 

Die angesprochenen Personengruppen fordern und erfordern unterschiedliche Arten der Wissensvermittlung und erwarten sich einen modernen Zugang zur Wissensvermittlung. Um die Vorgaben eines gesteigerten Lernerfolges unter der Berücksichtigung von Erkenntnissen der Hirnforschung zu erreichen bedarf es den Einsatz unterschiedlichste Lehr- und Lernmethoden.

Neue Methoden um Wissen und Fertigkeiten zu erlangen

Wanderlehrer sind speziell geschulte Imker mit fachlicher Kompetenz und Fertigkeiten
Wanderlehrer sind speziell geschulte Imker mit fachlicher Kompetenz und Fertigkeiten

Insbesondere neue Zielgruppen - wie gut ausgebildete Neueinsteiger und Neueinsteigerinnen und junger Nachwuchs- fordern neue Methoden um Wissen und Fertigkeiten zu erlangen.

 

Die Imkerei ist ein Bereich, die das Wissen und die Erfahrung der tätigen Personen benötigt, um das Know-how dann auch flexibel und schnell in den einzelnen Anwendungen umzusetzen. Wichtig in den Aus- und Weiterbildungen ist der Zugang von und zur Praxis. Die Lehrenden sollten vermehrt aus dem Bereich der Imkerschaft stammen.

 

Die Wanderlehrer für Bienenzucht sind speziell geschulte Imker – die nicht nur eine fachliche Kompetenz sondern auch didaktische Kompetenzen und Fertigkeiten benötigen.

Der Schlüssel zu einer funktionierenden zukunftsfähigen Imkerei

Aus- und Weiterbildung in fast allen Bereichen des Lebens erlebt derzeit einen neuen Höhepunkt. „Lebenslanges Lernen“ gilt dabei nicht nur im beruflichen Umfeld sondern auch im Privaten. Viele Hobbys und Beschäftigungen außerhalb des Berufes durch Aus- und Weiterbildungen unterstützt werden.

 

Die Imkerei ist ein typischer Bereich in dem eben erst im Erwachsenenalter Wissen und Fähigkeiten erworben werden.

Erwachsene sind häufig hoch motivierte Lerner. Ihre Motivation hängt jedoch von mehreren Faktoren ab. Zu allererst von den Lernenden selbst – sie sind als Gruppe viel weniger homogen als Schüler oder Studierende.

 

Auch das Lernangebot spielt eine Rolle – Erwachsene wollen selbst wählen, welche Kurse sie interessieren. Erwachsene kommen häufig mit solidem, relevantem Hintergrundwissen und suchen nach Antworten auf bestimmte Fragen und Probleme, mit denen sie in ihrem Alltag konfrontiert sind. Sie sind auch durchaus motiviert, das Gelernte in die tägliche Praxis umzusetzen[3].

Modernes Weitergeben von Wissen

Diese Zielgruppe wird auch in den Aus- und Weiterbildungen in der Imkerei stark angesprochen. Diese Zielgruppe stellt aber auch vermehrt höhere Ansprüche und möchte seine Erwartungen erfüllt haben, was für Lehrende durchaus fordernd aber auch sehr befriedigend sein kann.

 

Modernes Weitergeben von Wissen und Fertigkeiten orientiert sich nicht mehr so sehr an den Bedürfnissen der Lehrenden (Lehrer – Schülerverhältnis) sondern richtet sich an den Bedürfnissen der Lernenden aus.

 

Diese Ausrichtung an den Zielgruppen – den Lernenden - wird in den nächsten Jahren eine erfolgreiche Wissensvermittlung prägen.

 

Unter diesen Gesichtspunkten ist ein modernes Lehr- und Lernkonzept mit hoher Umsetzungsqualität der Schlüssel zu einer funktionierenden zukunftsfähigen Imkerei.

Dr. Anita Lautemann
Dr. Anita Lautemann
DI Jutta Isopp
DI Jutta Isopp

[1] Erwachsenenbildung und die Leitidee des lebenslangen Lernens, Elke Gruber (2007), Online im Internet:

http://www.erwachsenenbildung.at/magazin/07-0/meb-ausgabe07-0.pdf.[S10]

 

[2] Erwachsenenbildung und die Leitidee des lebenslangen Lernens, Elke Gruber (2007), Online im Internet:

http://www.erwachsenenbildung.at/magazin/07-0/meb-ausgabe07-0.pdf.[S11]

 

[3] http://www.ulrikekessler.ch/lehr-und-lerntheorien/traditionelle-unterrichtsformen.html, Ulrike Kessler, MSc, 2014