1. Carnica-Schutzkongress im Bezirk Völkermarkt

Die Völkermarkter Imker unter Bezirksobmann Christian Osou spannten beim „1. Carnica Schutzkongress“ am 1. Oktober 2016 an der Landwirtschaftlichen Fachschule Goldbrunnhof einen gehaltvollen inhaltlichen Bogen aus Geschichte, Wissenschaft und modernen Bestrebungen der heimischen Imker. Imkerinnen und Imker aus ganz Kärnten schwärmten nach Völkermarkt um ihr Wissen auszuweiten.

„Unser Kongress war ein Plädoyer für die 'Carnica'. Mit historischen und wissenschaftlichen Fakten haben unsere Vortragenden viele Argumente geliefert, warum es sich lohnt, gerade diese Biene in unseren Breiten mit aller Kraft zu hegen, zu pflegen und zu verteidigen“, so Bezirksobmann Christian Osou.

 

Heimische Arten vs. Hybride. Philipp Maier, Diplomtierarzt, Kognitionsbiologe und selbst „Carnica“-Imker in Wien, legte wissenschaftlich belegt dar, warum heimischen Arten ganz klar vorzuziehen sind. Populationen wie die „Carnica“ sind stärker und gesünder. Sie sind sanftmütiger und vitaler. Sie können mit Stressoren wie Wetterkapriolen oder Feinden wie z. B. Varroamilben besser umgehen und produzieren aus diesen Gründen viel Honig. Werden Arten künstlich gekreuzt, kommt es zwar kurzfristig zu starken Völkern, langfristig werden sie aber schwach. Denn die genetischen Stärken jeder beteiligten Art schwinden von Generation zu Generation. Das Tier wird anfällig für Krankheiten, aggressiv, nervös. Treffen nun Hybride auf Bienen aus Reinzuchtgebieten und paaren sich, ist somit auch deren genetische Diversität und daraus resultierende natürliche Stärke in Gefahr.

 

Lobby für die „Carnica“. Die fleißige Honigproduzentin hat übrigens eine starke Lobby. Die „Austrian Carnica Association“. Die ACA setzt sich ebenfalls dafür ein, dass Natur- und Artenschutz bei der „Carnica“ greifen. ACA-Präsident und Evolutionsbiologe Dr. Martin Kärcher: „Die 'Carnica' ist bei uns einfach resistenter, angepasst und wenig schwarmfreudig. Sie macht Brutpausen bei Schlechtwetter im Sommer und im Winter und ist varroatoleranter.“ Hier liegt übrigens ein Schwerpunkt der ACA-Arbeit. „Wir haben ein Zuchtprogramm gestartet, bei dem wir uns gezielt um Varroatoleranz bemühen. Nur so haben wir eine Chance, die Art flächendeckend zu erhalten und zu schützen. Und nur durch eine starke, resistente Biene ist auch in unseren Breiten die flächendeckende Bestäubung der Pflanzen zu sichern.“

 

Gesetz ist Gesetz. Das Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz besagt, dass in Kärnten NUR die „Carnica“ gehalten und gezüchtet werden darf. Rund 95 Prozent der Kärntner Imker halten sich daran. Andere arbeiten aber auch mit z. B. Hybriden wie der „Buckfast“-Biene. Probleme am Stock sind vorprogrammiert. Schließlich möchte ein „Carnica“-Imker seine Völker in der Reinzucht halten. Für Christian Osou ist klar: „In anderen Lebenssituationen befolgen wir auch geltende Gesetze, warum nicht hier? Arbeiten wir gemeinsam daran, die Rassen- bzw. Arten-Konflikte zwischen den imkerlichen Gesinnungen zu lösen.“ Grundsätzlich darf kein imkerliches Betriebsmodell auf Illegalität und zum Schaden anderer bestehen. Die Kärntner Bienenwirtschaftsgesetze der Jahre 1956 und 2008 regeln, dass in der Urheimat der Carnica ausschließlichdie autochtone Biene gehalten werden darf. Der Artenschutz wird zudem auch in EU-Bestimmungen deutlich geregelt.

 

Zukunftsarbeit. Im Tenor dazu Landesverbandsobmann Mag. Arno Kronhofer: „Ich spreche aus Erfahrung und tiefster Überzeugung: Wer einmal mit der 'Carnica' gearbeitet hat, möchte keine Tiere anderer Arten mehr. Der Landesverband steht allen Imkern, deren 'Carnica'-Bienen sich mit Hybridbienen bzw. bastardisierten Völkern vermischt haben, mit Rat und Tat bei Umweiselung (Königinnenkauf und -tausch, Zuchtinformationen) etc. zur Seite.“ Kronhofer appelliert auch daran, die Belegstellen in ganz Kärnten zu nutzen. Dort können Imker ihre Königinnen zur Begattung durch Drohnen anderer Völker hinbringen. So bleiben sie in der Art „rein“ und es gibt keine Inzucht. Das Ziel: Jede der acht Kärntner Belegstellen soll pro Saison von 100 Imkern genutzt werden. Zucht ist „Denken in Generationen“. Nur so ist der flächendeckende Fortbestand zu gewährleisten und erst dann kann man als Imker sicher sein, dass die „Carnica“-Königin auch am eigenen Stand daheim nur von „Carnica“-Drohnen begattet wird.

 

Jahrtausende im Flug. Unglaublich aber wahr: Bereits vor 12.000 Jahren war die Region nördlich und südlich der Karawanken die Urheimat der „Carnica“ und Österreich ist seit damals Heimat dieser beliebtenBienenart. Mit historischen Fakten und teils dramatischen Begebenheiten aus Kärntens Imkereigeschichte versorgten am Beginn des Kongresses der bekannte Bienenhistoriker Ernst Fuchs und der dienstälteste Wanderlehrer Österreichs, Johann Schratter, die rund 70 Zuhörer.

Die gesellschaftliche Verantwortung für die Erhaltung der Carnica fällt demnach in die Bereiche Kultur, Naturschutz und Landwirtschaft.

Schwarmbildung: Großes Interesse beim Öffnen der Schau-Bienenstöcke